Programmdienste


Als der NWDR/NDR die erste Programmzeitschrift herausbringt, ist der Aufschrei der privaten Verlage groß. Lange Zeit wird diskutiert, ob es öffentlich-rechtlichen Sendern überhaupt erlaubt sei, eine rundfunkeigene Programmpresse an die Öffentlichkeit zu bringen. Auch im Internetzeitalter ergibt sich eine vergleichbare Diskussion, nämlich ob die Öffentlich-rechtlichen mit eigenem Internetauftritten mit privaten Medienportalen konkurrieren dürfen.

 

Bereits in den 1950er Jahren erscheint Die Ansage, ein vor allen an Multiplikatoren und Fachinteressenten gerichtetes Presseorgan des NWDR/NDR, die nicht käuflich am Kiosk erworben werden kann. 1986 erscheint das ARD-Magazin, welches dann später zu Das Erste wird. 1987 gibt das NDR das NDR-Magazin heraus, das für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt ist. Das NDR-Magazin kann man käuflich am Kiosk erwerben. Darauf hin ziehen auch andere Sender mit eigenen Publikationen nach.

 

Zuvor wurde Jahrzehnte lang über die juristische Frage in Fachkreisen diskutiert, ob es öffentlich-rechtlichen Sendern überhaupt erlaubt sei, eine eigene, käuflich vertriebene Programmzeitschrift für die Öffentlichkeit herzustellen. Insbesondere haben die großen Programmzeitschriftenverlage, wie Bauer, Burda und Springer versucht, mit juristischen Gutachten dagegen anzugehen.

 

Der Medienrechtler und spätere Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz legt Anfang der 1980er Jahre eine Expertise vor, die den fragestellenden Titel Rundfunkeigene Programmpresse? (Berlin, 1981) trägt und die Frage im Prinzip erst mal verneint. Vergleichbar ist diese Diskussion mit der gegenwärtig geführten Kontroverse, inwieweit sich öffentlich-rechtliche Sender mit eigenem Internetauftritt privaten Medienportalen "Konkurrenz" machen dürfen.

 

Zwischenzeitlich scheint jedoch das Interesse der Sender an eigenen Publikationen stark gesunken zu sein. Kaum ein Fernsehzuschauer dürfte zudem bei der heutigen Sender-und Programmvielfalt an einem Periodikum interessiert sein, dass lediglich das Programm eines einzigen Senders vorstellt, ausgenommen vielleicht bei Sparten-Sendern wie ARTE, welches inzwischen ein kostenpflichtiges eigenes Monats-Magazin herausbringt.