Chronik


1948

 

01. Oktober

Die Rundfunksender Deutschlands, bisher Eigentum der Deutschen Post, werden den Rundfunkanstalten übergeben. Lediglich der Westberliner Sender verbleibt im Besitz der Post. Die Sender in Hamburg, Flensburg, Pinneberg und Hannover werden Eigentum des NWDR. Einen Monat später folgen die Sender Norden-Osterloog und Osnabrück.

Der Hamburger Sendeturm in Billwerder-Moorfleet ist ein Holzturm, der über einen 100 Kilowatt-Mittelwellensender und über einen ebenso starken Reservesender verfügt.

 

Die Sender werden von der neu gegründeten Hochfrequenz-Abteilung – aus welcher später die Senderbetriebstechnik hervorgeht – betreut.

1949

 

01. März

Der erste UKW-Versuchssender im Gebiet des NWDR nimmt in Hannover den Betrieb auf.

 

Hintergrund: Bisher werden Rundfunkprogramme in Europa über die Mittelwelle verbreitet. Der im Jahre 1948 ausgearbeitete internationale Wellenplan (Kopenhagener Mittelwellenplan) sieht jedoch vor, dem Kriegsverlierer Deutschland nur zwei Mittelwellenfrequenzen zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund müssen die Rundfunkanstalten auf das UKW-Band ausweichen und ihre Programme verstärkt in diesem Frequenzbereich ausstrahlen. Die Empfangsqualität ist auf UKW sehr viel höher und macht die Ausstrahlung von Sendungen in Stereoton möglich.

 

"Für die Hörer bedeutete der Umstieg auf UKW, dass sie sich langfristig neue Radioempfangsgeräte zulegen mussten. Dafür erhielten sie im UKW eine qualitative Verbesserung der Akustik und in der Folge auch zusätzliche Programme. Der Umstieg auf UKW bedeutete letztlich eine technische Modernisierung des Radiohörens und damit eine Verbesserung der Radiokultur" (Hickethier 1998, S.67).

 

Dezember

Der baufällig gewordene Holzturm des Senders in Hamburg wird abgerissen und durch einen 198 Meter hohen, gegen Erde abgespannten Stahlfachwerkmasten ersetzt. An dessen Spitze wird bereits eine Sendeantenne für UKW und Fernsehen errichtet.

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1950

 

29. Mai

Die Fernsehabteilung des NWDR nimmt den ersten Fernsehversuchssender in Betrieb. Gesendet wird zunächst im Frequenzband II (UKW) mit einem 0,25kW starken Sender, der sich im ehemaligen Luftschutzbunker auf dem Heiligengeistfeld befindet.

 

17. Juni

Um 11.00 Uhr vormittags beginnt der inoffizielle Versuchssendebetrieb des NWDR. Diese ersten Testsendungen dienen in erster Linie dem "Praxistest" der von der Industrie produzierten neuen Empfangsgeräte.

 

September

Werner Nestel, der technische Direktor des NWDR, trifft sich in Hamburg mit Fernsehtechnikexperten, um zu diskutieren, mit welcher Fernsehnorm das deutsche Fernsehen zukünftig senden soll. Man verständigt sich auf die Verwendung des vom Schweizer Fernsehexperten Walter Gerber entwickelten Systems, welches mit 625 Zeilen und 25 Bildwechseln in der Sekunde arbeitet.

 

27. November

Der NWDR beginnt im Rahmen der Versuchsphase unter der Bezeichnung Nordwestdeutscher Fernsehdienst (NWDF) mit der Ausstrahlung von Fernsehsendungen. Gesendet wird montags, mittwochs und freitags von 20.00 bis 22.00 Uhr. Fester Bestandteil des Programms sind sogenannte „unmittelbare Sendungen“, die im Fernsehstudio des Hamburger Luftschutzbunkers produziert und live ausgestrahlt werden. 

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1951

 

03. September

Im Hamburger Fernsehbunker wird der Fernsehbildsender im UKW-Bereich abgeschaltet, die Ausstrahlung erfolgt nun im Frequenzband III. Zugleich wird die Sendeleistung auf 1KW erhöht.

 

06. bis 21.Oktober

In Berlin findet die Deutsche Industrieausstellung statt, auf welcher der NWDR das Fernsehen einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt. Zu diesem Zweck wird eine sogenannte Fernsehstraße aufgebaut, in der die Hersteller von Empfangsgeräten ihre Modelle präsentieren und ein eigens für die Ausstellung konzipiertes Fernsehprogramm des NWDR empfangen.

Hintergrund: Der Entschluss, auch im Westen Berlins bereits zu diesem Zeitpunkt westdeutsches Fernsehen auszustrahlen, ist vor allem politisch motiviert; schließlich trifft auch die DDR Vorbereitungen, um mit der Ausstrahlung eines eigenen Fernsehprogramms zu beginnen. Diesen Bemühungen gilt es von westdeutscher Seite zuvorzukommen und mit dem NWDR-Fernsehen in Berlin ein „Schaufenster des Westens“ zu etablieren, das auch im Osten der Stadt empfangen werden kann.

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1952

Auf einer Vollversammlung des Comité Consultatif International des Radiocommunications (C.C.I.R.), des internationalen beratenden Ausschusses für den Funkdienst, wird beschlossen, die von Walter Gerber konzipierte Fernsehnorm mit 625 Zeilen und 25 Bildwechseln als europaweite Standardnorm zu verwenden.

 

Lediglich Frankreich und England schließen sich nicht an – die Engländer haben bereits 1946 den Fernsehbetrieb wieder aufgenommen und verwenden 405 Zeilen, die Franzosen übertragen auch während des zweiten Weltkrieges Fernsehprogramme und haben schon beachtliche Zuschauerzahlen vorzuweisen. Da hier also schon viele Fernsehgeräte in den Haushalten stehen, beschließen die Franzosen, ihre Norm mit 819 Zeilen beizubehalten.

 

30. November

Die Ausstrahlung des Fernsehsignals vom Hamburger Heiligengeistfeld wird beendet.

 

16. Dezember

Die Ausstrahlung des NWDR-Programms erfolgt nun vom Sender Billwerder-Moorfleet. Gesendet wird in Band III mit einer Stärke von 10 kW.

 

25. Dezember

Das Fernsehen des NWDR nimmt den offiziellen Sendebetrieb auf.

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1953

 

02. Juni

Der NWDR überträgt die Krönung der britischen Königin Elisabeth II. Diese Übertragung gilt als die Generalprobe für die Eurovision, die ein Jahr später gegründet wird und den Austausch von Fernseh- und Rundfunkprogrammen europäischer Staaten ermöglicht.

 

Hintergrund: Um die Krönungsfeierlichkeiten im deutschen Fernsehen zeigen zu können, gilt es einige technische Hindernisse zu bewältigen. Die Tatsache, dass man in England und Frankreich mit einer anderen Zeilennorm als in Deutschland arbeitet, führt zu Komplikationen bei der Übertragung des Signals. Die Krönung wird von der British Broadcasting Corporation (BBC) in London zunächst mit 405 Zeilen aufgezeichnet und dann von Dover ins französische Lille übertragen. Da das französische Fernsehen jedoch ein Bild mit 819 Zeilen für seine Ausstrahlung benötigt, benutzt man einen Fernsehempfänger für 405 Zeilen und filmt von dessen Bildschirm das Bild mit einer 819-Zeilen-Kamera ab. Dieses Signal wird nach Paris weitergeleitet und dort von einem Empfänger für 819 Zeilen erneut ab gefilmt, diesmal mit einer 625-Zeilen-Kamera, deren Bilder nach Holland, Dänemark und Deutschland übertragen werden.

 

Das in Deutschland ankommende Bild ist zwar ziemlich verschwommen, aber erkennbar.

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1954

 

Oktober

Die Richtfunkstrecken-Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands wird fertiggestellt. Die Rundfunkanstalten Radio Bremen und Saarländischer Rundfunk sind jedoch noch nicht angeschlossen. Sie folgen erst 1957 bzw. 1959.

 

01. November

Das gemeinsame ARD-Programm Deutsches Fernsehen löst das NWDR-Fernsehen ab.

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