Die Krimiserie Stahlnetz von Jürgen Roland und Wolfgang Menge wird 1958 bis 1968 von der ARD ausgestrahlt. In 24 Folgen überführen Kommissare Mörder in abgeschlossenen Filmen. Stahlnetz gilt als Vorgänger des Tatorts.
Die Geschichten von Stahlnetz basieren auf wahren Begebenheiten. Stahlnet gilt als Vorgänger-Produktion von Tatort. Zehn Jahre lang hält sich die Reihe, die eine der erfolgreichsten Sendungen der 50er und 60er Jahre wird. Als Vorlage dienen angeblich authentische Polizeiakten. Namen und Schauplätze werden jedoch geändert, um Beteiligte und Zeugen zu schützen. Jede Folge beginnt ähnlich: "Dieser Fall ist wahr. Er wurde aufgezeichnet nach Unterlagen der Kriminalpolizei", wird auf einer Schrifttafel eingeblendet.
Die einzelnen Filme sind in sich abgeschlossen und mit wechselnden Schauspielern besetzt, wie später beim Tatort. Anders als beim Tatort gibt es jedoch fast keine wiederkehrenden Rollen und schon gar keine festen Teams. Der am häufigsten eingesetzte Ermittler-Darsteller ist mit sieben Einsätzen Heinz Engelmann. Er spielt jedes Mal eine andere Rolle. Auf ebenso viele Stahlnetz-Auftritte bringt es nur Kurt Klopsch, der jedoch lediglich kleine Nebenrollen und Ganoven spielt.
Mehrfach gesehene Darsteller sind außerdem Friedrich Schütter mit fünf und Wolfgang Völz sowie Karl-Heinz Gerdesmann mit jeweils vier Einsätzen. Dreimal erschienen Hellmut Lange, Helmut Peine, Herbert Tiede, Richard Lauffen, Peter Lehmbrock und Kurt Jaggberg auf dem Bildschirm. Dieter Eppler spielt in zwei Folgen mit, jedoch sogar beide Male in der Rolle des Kommissar Hauke.
Der jeweilige Hauptdarsteller ist in einer zweiten Funktion stets als Off-Sprecher zu hören und kommentiert die Fälle oder lässt die Zuschauer seine Gedanken hören. Manchmal kommen auch Beobachter oder sogar Täter auf diese Weise zu Wort. In den ersten Folgen schildert zusätzlich ein anonymer Off-Sprecher den Verlauf der Ereignisse. In der Folge Die Tote im Hafenbecken vom August 1958 sieht man eine junge Dame, die ihr Bett herrichtet. Dazu hören die Zuschauer die Stimme des Erzählers, die lapidar erklärt: "Sie braucht ihr Bett nicht zu machen. Heute nicht mehr. Sie lebt nur noch knapp drei Stunden". Wenig später erläutert der Erzähler, dass der Fall womöglich noch heute ungeklärt wäre, "wenn nicht der Hafenarbeiter Kurt Wilhelm drei Monate später eine Banane gegessen hätte".
Jürgen Roland heimst für Stahlnetz Ende der 1950er Jahre unzählige Lorbeeren ein. Das Format der halbdokumentarischen Schilderungsweise der Fälle gilt als kreativ und innovativ. Doch die kreative und innovative Leistung stammt von Jack Webb, dem Erfinder der US-Serie Polizeibericht. Stahlnetz sei nur eine Kopie, munkeln Kritiker. Sie übernehme das Konzept: Den aus dem Off sprechenden Hauptdarsteller, auch den einleitenden Satz "Dieser Fall ist wahr …", selbst den Titel (Der Orginaltitel Dragnet, der US-Fachausdruck für eine Großfahndung). Sogar die berühmte Titelmusik ist die gleiche. Walter Schumann komponiert sie, das Orchester Erwin Halletz spielt sie in der deutschen Version.
Ganz so dokumentarisch, wie sie behauptet, ist die Reihe natürlich nicht: Manche Folgen sind eher nur inspiriert von realen Fällen. Manchmal fehlt der Satz "Dieser Fall ist wahr" und es heißt nur: "Dieser Fall wurde aufgezeichnet nach Unterlagen der Kriminalpolizei". Menge selbst, der 21 der 22 Drehbücher verfasst, sagt einmal, er hätte mit Jürgen Roland immer von einer letzten Stahlnetz-Folge geträumt, die anfängt mit den Worten: "Dieser Fall ist wirklich wahr."
Die Episoden werden im Laufe der Zeit immer länger: Die ersten Folgen dauern noch 30 bis 40 Minuten, die letzten haben durchweg eine Spielfilmlänge von mindestens 90 Minuten. Trotz der wechselnden Sendeplätze ist jede Stahlnetz-Folge ein Ereignis und häufig ein Straßenfeger. Nach 22 Fällen ist Schluss. 31 Jahre später wird die Reihe von der ARD wiederbelebt.
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