Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) strahlt das erste Versuchsprogramm für Schulen in der Zeit vom 23. Oktober bis zum 11. November 1961 aus. Das Programm wird vom Sender Freies Berlin (SFB), von Radio Bremen (RB) und vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) übernommen.
Es umfasst folgende Sendungen:
In der Vorbereitung der Versuchsprogramme stützt sich der NDR auf die pädagogische Beratung durch den Arbeitskreis Schulfernsehen, dem unter anderem Herr Professor Paul Heilmann (Pädagogische Hochschule Berlin), Herr Studienrat Walter Pelle und Frau Rektorin Gertrud Püstow als Vertreter des Programmbeirats des NDR und Herr Schulrat Jürgen Schmidt, Referent der Schulbehörde Hamburg für Film, Funk und Fernsehen angehören. Das zweite Versuchsprogramm für Schulen wird in der Zeit vom 18. bis 23. Juni 1962 ausgestrahlt. Das Programm wird von Radio Bremen und vom Sender Freies Berlin übernommen. Es umfasst folgende Sendungen:
Die Themen dieses zweiten Versuchsprogramms werden dem Katalog entnommen, der sich aus den Antworten der Lehrer auf die Frage: "Auf welchen Arbeitsgebieten erwarten Sie eine Hilfe durch das Schulfernsehen?" ergibt. Diese Frage wird im Zusammenhang mit dem ersten Versuchsprogramm gestellt. Statistische Erhebungen werden im Zusammenhang mit dem zweiten Versuchsprogramm nicht angestellt, untersucht wird vielmehr die Wirkung der einzelnen Sendungen auf das einzelne Kind. Bei dieser Fragestellung ist es notwendig, den Versuch auf einen überschaubaren Kreis von Teilnehmern zu beschränken. Aus diesem Grund nehmen nur 50 Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Klassen daran teil. Die teilnehmenden Lehrer werden nach Hamburg eingeladen und vor Ort mit ihrer Aufgabe vertraut gemacht. Der NDR hat keineswegs die Absicht, mit den beiden Versuchsprogrammen das Modell eines künftigen permanenten Schulfernsehens vorzustellen.
Aufwand und Wirksamkeit des Schulfernsehens
Es kommt vielmehr darauf an, das Medium Fernsehen in seiner vollen Breite auf seine Wirksamkeit im Bereich der Schule zu testen. Aus diesem Grund reichen die Versuche von der einfachen Übertragung einer Unterrichtsstunde bis zum Fernsehspiel oder von der Sendung aus dem Studio bis zum vorgefertigten Film. Dem NDR kommt es aber nicht nur darauf an, die Wirksamkeit sowie den notwendigen Zuschnitt des Mediums Fernsehens für die Schule zu ermitteln, er muss darüber hinaus Maßstäbe für die Produktion eines permanenten Schulfernsehprogrammes gewinnen. Alle Überlegungen hinsichtlich des Programms münden aber immer wieder in zwei Engpässen: der eine betrifft die Mitarbeiter und der andere den zur Verfügung stehenden Etat. Die Versuche ergeben, dass sich der Lehrer nicht allein durch die Tatsache, dass er ein erfahrener Pädagoge und auf seinem Gebiet ein Fachmann ist, für die Aufgaben eines Programmleiters im Bereich des Schulfernsehens qualifiziert. Zur Handhabung des Mediums gehört eine eigentümliche Begabung künstlerischer und technischer Art, welche den guten Fernsehredakteur auszeichnet. Aber auch der Fernsehredakteur, mag er auch noch so renommiert sein, qualifiziert sich nicht allein durch diese Begabung für das Schulfernsehen, er muss ebenfalls in den Gebieten Psychologie und Pädagogik Kenntnisse erwerben, weil aus diesen Bereichen Ansprüche an Bilder, Bildfolgen und das Wort gestellt werden. Auch für die Ermittlung der Kosten eines Schulfernsehprogramms erbringen die Versuche solide Ergebnisse und Erkenntnisse. Es gibt für ein permanentes Schulfernsehen einen Mindestumfang, einen Mindestaufwand an Produktionskapazität sowie einen Mindestbestand an Mitarbeitern. Diese Kosten sind auf der einen Seite innerhalb des gesamten Fernsehprogramms nicht ungewöhnlich, auf der anderen Seite aber doch so erheblich, dass sie für jede Rundfunkanstalt eine spürbare Belastung darstellen. Schon allein aus diesem Grund wird es immer nötig bleiben, den Aufwand am Effekt zu messen. Diese ständige Kontrolle spielt im Schulfernsehen eine wichtige Rolle.