Eigenschaften der Werbung in den 1950er Jahren


Das deutsche Werbefernsehen prägen verschiedenste Einflüsse und Vorbilder. Vor allem unter den Folgen des Weltkrieges entwickelt es besondere Eigenschaften.

Werbung nach amerikanischem Vorbild

Wie auch die Printwerbung in den Jahren zuvor wird die Fernsehwerbung von amerikanischen Agenturen dominiert. Einige deutsche Agenturen haben den Krieg nicht überlebt, andere müssen erst neu entstehen. Auch haben die amerikanischen Werbefirmen mehr Erfahrung. US-Unternehmen investieren außerdem dreimal so viel in Werbung wie hierzulande. Daher stammen die Kreationen aus amerikanischer Produktion und die deutsche Werbung orientiert sich an diesen Vorbildern. Anglizismen sind also trotz mäßiger Englischkenntnisse der Deutschen an der Tagesordnung.


Die Werbespots werden präsentiert wie kurze Spielfilme. Es entstehen kleine Geschichten, wie z.B. bei dem Melitta-Werbespot aus dem Jahre 1952. Darsteller und Handlungen aus den damaligen deutschen Heimatfilmen dienen den Werbemachern als Vorlage.

Zeichentrick dominiert

Seit der Erfindung des Kinos gibt es den Trickfilm. In den 1950er Jahren feiert er sein Comeback und kommt auch ins Fernsehen. Er ist weder aufwändig in der Produktion, noch hat er die darstellerischen Grenzen des Realfilms. Auch vermittelt er seine Inhalte in einer spielerischen und leichten Art, mit der die Allgemeinheit sympathisiert.


Hans Fischerkoesen wird in diesem Genre ein großer Star. Man nennt ihn den "deutschen Walt Disney". Er ist Zeichner und Filmproduzent, mit vielen Produktionen prägt er den Werbefilm bis in die 1960er Jahre. Zu seinen bekanntesten Kreationen gehört Onkel Otto, die Werbefigur des Hessischen Rundfunks.

Rollenbilder

Im ersten Jahrzehnt des Fernsehens sind deutliche gesellschaftliche Entwicklungen zu beobachten: Die Zahl der berufstätigen Frauen steigt von 1950 bis 1961 von 4,5 auf 7,1 Millionen. Viele müssen die Familie ohne Mann versorgen. Die Rollenbilder der Männergesellschaft, wie sie vor dem Weltkrieg vorgeherrscht haben, ändern sich.


Im Gegensatz dazu versucht jedoch die Werbung seit ihrem Beginn traditionelle Wertbilder zu verbreiten. So bemuttern die Frauen nicht nur die Kinder; sie müssen außer dem Haushalt auch sich selbst in Schuss halten – für den Mann. Sie werden in vielen Spots als Dekorationsfiguren dargestellt. Männer sind dagegen aktiv, individuell und können auch mal grob sein.

Sex sells

Ende der 1950er Jahre gibt es zum ersten Mal Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen. Auch allgemein scheinen Zucht, Ordnung und Vernunft, die das Jahrzehnt bisher geprägt haben, an Bedeutung nachzulassen. In die Werbung zieht langsam Erotik ein. Der Einsatz von Sexmotiven weckt die Aufmerksamkeit, denn er ist neuartig und provoziert dadurch. Vor allem Männer werden schwach und lassen sich von kurvigen Blondinen zum Kauf von Konsumgütern überreden.